Die Einheimischen und ihre Mentalität

Hier in Tansania Menschen zu begegnen ist etwas ganz Besonderes. Trotz das hier in Keko die Gemeinde relativ weltoffen ist gibt es immer wieder Einheimische, vor allem Kinder, die zum ersten Mal Weiße sehen. Dann hört man schon mal öfter “Mzungu” - Weiße, durch die Straßen schallen. 

Dann fange ich doch mal mit einer schönen Erfahrung an, die ich mit Julia zusammen gemacht habe. Nach der Kirche habe ich Julia zu ihrer Gastschwester Janet begleitet und diese wollte zum Friseur. So saßen wir beim Haarartisten und wurden sofort von einer der Inhaberinnen auf Swahili vollgetextet. Sie wollte uns unbedingt wissen lassen, wie sehr sie uns Deutsche liebt und lud uns zu sich nach Hause ein. Wir können in der Wartezeit viele Kinder beobachten, die nach der Schule auf dem Heimweg waren. Immer wieder sahen uns ein paar der Schüler und zeigten auf uns. Zwei Mädchen waren aber besonders neugierig. Sie blieben direkt vor dem Laden stehen und winkten uns zu. Es dauerte eine Weile, bis sie endlich den Mut aufbrachten, sich uns zu nähern. Auch die Mädchen bekundeten ihre Liebe und verschwanden dann wieder, aber nicht ohne uns mehrfach zu zuwinken.

Gast in Tansania zu sein heißt, das man rundum verwöhnt wird. Da bekommt man schon mal ein schlechtes Gewissen, denn grundsätzlich wird die eigene Sicherheit unter die des Gastes gestellt. Auch bekommen wir die besten Plätze im Bus und ganz wichtig immer zu erst was zu Essen, wäre ja schrecklich, wenn wir verhungern würden! 

Sehr süß ist es auch, wenn man krank ist. Leider hat es den einen oder anderen unter uns Deutschen erwischt und der Magen war nicht so gut dran. 
Da bekommt man schon mal Besuch vom Evangelisten (das wichtigste Kirchenoberhaubt nach dem Pastor), der sich um die Gesundheit sorgt. Es wird für einen gebetet und gesungen. Die viele Aufmerksamkeit ist zwar schon etwas befremdlich aber wirklich süß. 
Schräg wird es dann, wenn noch am gleichen Tag, am Abend eine ganze Busladung Tansaner im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer sitzt und sich nach dem Wohlbefinden erkundigen möchte. Darunter dann die beiden Leiter der Partnerschaft Thimothy und Happiness mit 4 Gastschwestern. Im Gepäck, viele medizinische Ratschläge, was man den essen oder definitiv vom Speiseplan entfernen sollte. Da bekommt man schon mal eine Kartoffeldiät verordnet und zum runterspülen der trocknen Leckerei etwas Ozeanwasser, um den Elektrolysehaushalt wieder aufzufüllen.

Aber manchmal sind wir mit der Gastfreundschaft auch etwas überfordert. Egal wo man geht und steht, man wird angesprochen oder angefasst. Wir die Attraktionen...  

In Maneromango war es wirklich sehr anstrengend. Wir waren seit 150 Jahren die ersten Deutschen in diesem Dorf (Maneromango wurde von deutschen Missionären erbaut). Natürlich wollten da alle mal mit uns reden und uns die Geschichte des Dorfes erzählen. Aber wenn man nicht mal in Ruhe spazieren gehen kann, oder aufs Klo (es war halt außerhalb unseres Nachtquatiers), ohne angequatscht zu werden, ist das nach einer gewissen Zeit echt nervig. 
Somit gab es schon die Situation, das man versucht hat Einheimischen aus dem Weg zu gehen. Natürlich waren sie immer nett und mit ein paar hat man sich wirklich gerne unterhalten, aber doch waren wir froh, wenn wir mal nicht angesprochen, oder für Selfies angehalten wurden. 

Schwierig war auch eine Situation in der wir im Bus gesessen haben und kurz, in der Nähe vom Markt, am Straßenrand gehalten haben. Neben uns waren viele junge Männer, die an die Scheiben geklopft und uns Luftküsse zugeworfen haben. Ich persönlich kam mir vor wie ein Affe im Käfig.

Aber jetzt Schluss mit dem Negativen. Wir fühlen uns hier sonst wirklich pudelwohl, was wir nicht nur unseren Gastschwestern zu verdanken haben, sondern auch den Familien in denen wir leben und den Freunden die wir finden.
Da kann man über solche nervigen Dinge hinwegsehen.

Was ich damit sagen möchte, die Medaille hat halt zwei Seiten. Die eine super freundliche, umsorgende und wohlfühl Seite und die andere, in der wir Attraktionen sind.


Geschrieben von Jessica

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