3. Maneromango - 20.07.18

Nach einer weiteren schlaflosen Nacht wachten wir alle sehr zerknautscht auf. Im nicht allzuweit entfernten Dorf wurde gestern Nacht eine Trommelzeremonie gefeiert. Der Stamm der Zaramo feiert den Übergang eines Mädchens zur Frau auf eine ganz besondere Weise. Sobald ein Mädchen das erste Mal ihre Periode bekommt, wird sie alleine in den Wald geschickt. Dort leben alte weise Frauen, die das Mädchen nun in der Materie der Frau unterrichten. Sie lernt wie sie mit ihrem Zyklus umzugehen hat, wie man mit einem Mann umgeht und wird auf das Leben als “richtige” Frau vorbereitet. Aufklärung à la Tansania. 
Nach etwa einem Monat hat die junge Frau dann ausgelernt und darf wieder zurück nach Hause kehren. Diese Rückkehr wird gebührend mit Trommel, Tanz und Gesang gefeiert. Aus dem zeremoniellen Rahmen entwickelt sich schnell eine Party die auch gerne Mal die ganze Nacht lang dauert. 
Dies war auch der Fall in Maneromango. Die Trommeln begleiteten unsere abendlichen Rituale (Zähneputzen, Waschen - soweit möglich, und anschließend natürlich noch dafür beten, dass uns keine Geister heimsuchen), infiltrierten unsere Träume und dienten auch als Wecker. 
Geweckt werden mussten wir allerdings eigentlich nicht, da unsere Gastschwestern auch diesen morgen wieder lautstark um 7 Uhr das Zimmer verließen. 

Gestern war angekündigt worden, es gäbe um 9:00 Uhr Frühstück und um 9:30 Uhr würden wir zu einem Spaziergang mit dem Pastor aufbrechen. Um einigermaßen pünktlich zu erscheinen, standen wir um 8:45 Uhr auf um uns fertig zu machen. Als wir jedoch um kurz nach 9:00 Uhr das Haus des Pastors betraten, stellte sich raus, dass soeben erst die Zubereitung des Frühstücks begonnen hatte. 
Aufgrund ausreichender Kenntnisse der tansanischen Kochkunst wussten wir: das wird länger dauern. Letztendlich gab es dann erst fast zwei Stunden später Frühstück. Dementsprechend verschob sich auch die geplante Führung mit dem Pastor. Wir waren kaum mit dem Essen fertig, da stand er bereits in der Tür und wartete ungeduldig. Da allerdings noch jede von uns Zähneputzen musste, musste er noch etwas warten. Während dieser paar Minuten, die das Zähneputzen in Anspruch nahm, änderte sich der Plan mal wieder. 

Anstatt direkt loszuziehen, erwartete uns ein Pastor aus Zanzibar mit Gesprächsbedarf. Auf der Insel Zanzibar leben etwa 2 Mio. Menschen (um genau zu sein 1,9 Mio.), davon 99% Muslime. Seit 2009 gibt es dort die missionäre Organisation Zanzic, das Zanzibar Interface Center. Die Organisation strebt die Lösung von vielen Streitpunkten an, unteranderem die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie auch die Gleichberechtigung von Frauen verschiedener Religionen. Dazu gibt es innerhalb der Organisation verschiedene Departments: Abteilungen für Religion, Frauen, Jugendliche, Studierende, sowie die leitenden Personen der Kirche. Diese Abteilungen stehen immer bereit um Fragen zu beantworten, bei Problemen zu helfen und bei Streitigkeiten Lösungen zu finden. Außerdem bietet Zanzic auch diverse Seminare zur Bildung und Weiterbildung an, wie beispielsweise einen Workshop zum Thema Landwirtschaft für Jugendliche. 
Um auch die Beziehung zwischen Muslimen und Christen stetig zu verbessern, arbeitet Zanzic teilweise auch mit den muslimischen Muftis zusammen (Muftis werden hier die Prediger der Muslime genannt). Die Beziehung zwischen Christen und Muslimen ist hier in Tanzania im Vergleich zu Deutschland gut. Das liegt vermutlich daran, das Tanzania ursprünglich muslimisch geprägt ist, weshalb die neu hinzugekommenen Christen seit jeher um ein friedliches Zusammenleben bemüht sind. Trotzdem gibt es noch immer einige radikale Muslime. Das letzte Statement des Pastors zu dieser Situation (und auch zu der in Deutschland): ”Religion is part of the problem, so religion needs to be part of the solution!” (übersetzt: Religion ist Teil des Problems, sodass Religion Teil der Lösung sein muss.) 

Gegen 12:30 Uhr war das Gespräch mit dem zanzibarischen Pastor dann beendet. Nun begann die Tour, zu der wir eigentlich schon drei Stunden vorher hätten aufbrechen sollen. Der Pastor von Maneromango zeigte uns zunächst die örtliche Primary School. Allerdings war, laut ihm, an dem Punkt keine Zeit um die Schule näher zu besichtigen, weshalb wir nur daran vorbei liefen. 
Als nächstes sollten wir, dem Plan zufolge, ein Krankenhaus besuchen. Das Krankenhaus sahen wir auch, jedoch betraten wir es nicht, sondern standen nur kurz davor um dann direkt weiterzuziehen. 
Anschließend sahen wir die Highschool, die direkt gegenüber vom Krankenhaus stationiert ist. Auch hier hatten wir kaum Gelegenheit, uns die Schule näher anzuschauen. Wir durchquerten mehr oder weniger zügig das Schulgelände und blieben nur einmal kurz vor einem nicht weiter erläuterten Gebäude stehen. Wenigstens waren dieses Mal die Schulkinder draußen und winkten uns, riefen Mzungu, und liefen sogar ein Stückchen mit. Anschließend zogen wir, in tansanischem Schritttempo, weiter zum Dorf von Maneromango. Der dortige Local Market war ganz anders als erwartet. Die Märkte die wir bisher erleben durften waren allesamt überfüllt, laut und sehr unübersichtlich. Der “Markt” in Maneromango bestand hauptsächlich aus kleinen Läden innerhalb der Häuser der Einwohner. Wir schlichen gemütlich weiter, und bis wir wieder in dem ausgestorbenen College ankamen war es auch schon Lunchtime. 

Nach einem deftigen (und gefühlt immer gleichen) Mittagessen war es nun Zeit zum Spielen. Während sich einige von uns lieber im Bett ausruhten, nahm der Rest an einem Völkerball ähnlichen Spiel teil. Wir spielten barfuß im Sand vor der Primary School. Einige der Schüler schlossen sich dann unserem (für uns verwirrenden) Spiel an. Um die Spielregeln kurz zu fassen: Es gibt zwei Linien, die als Spielfeldbegrenzung dienen. Letztendlich werden diese Linien jedoch komplett ignoriert und jeder läuft wohin er mag. Weiterhin gibt es zwei Teams, eins spielt innerhalb der Linien, das andere steht (eigentlich) außerhalb der Begrenzungen. Zusätzlich gibt es einen Ball aus Socken, mit dem sich die Teams gegenseitig versuchen abzuwerfen. Dabei darf das Team innerhalb der Linien den Ball nur fangen und darf ihn nicht aufheben, auch wenn der Ball in ihrem Feld liegt. Die Spielregeln wurden uns nur sehr bruchstückhaft erklärt, auch nach mehrmaligem Nachfragen. Verwirrend beschreibt das Spiel am Besten - jedesmal, wenn wir dachten den Durchblick zu haben, änderte sich wieder irgendwas. Nach einiger Zeit beschlossen Kathi und ich, dass wir einfach nicht mehr versuchen das Spiel zu verstehen, sondern einfach ungefähr das zu machen, was unsere Teammitglieder auch tun. Später hatten wir dann etwas Zeit zum Chillen und Einfach-Nichts-Tun. 

Während des Abendessens trudelte dann der Jugendchor aus Keko ein. Es hieß, sie würden die ganze Nacht in der Kirche Worship feiern, singen und tanzen. Wir waren eingeladen, uns dazu zu gesellen, so lange wir durchhalten würden. Das Tanzgelage war sehr bunt und wie üblich wurde laut und schallend gesungen. Nach Möglichkeit sangen und tanzten wir mit, da unser Durchhaltevermögen aber schon etwas strapaziert war, verabschiedete sich unsere Gruppe schon gegen 23 Uhr.


[ Bilder werden später ergänzt. ]

Geschrieben von Lisa

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