Einblick in das Leben in Chamazi - 12.07.18

Während sich die eine Gruppe mit dem Bus auf dem Weg machte zogen wir (darunter Katharina, Lisa und ich, Jessica) zu Fuß los, zu einer Familie, die ganz in der Nähe von der Kirche wohnt. 
Die einheimischen Jugendlichen erklärten und zeigten uns die Gegend. Wir passierten die “Mango Road” ein Gebiet, wo nur Mangobäume stehen und konnten Affen beobachten, die am Wegesrand ihr Unwesen trieben. Wir sahen auch Kassawa Pflanzen, aus deren Wurzeln man ein Kartoffel ähnliches Gemüse zaubern kann. Über sandige Pisten laufend erfuhren wir dann, dass in der Familie eine junge Frau lebt, die von der Hüfte an abwärts gelähmt ist. Unsere Aufgabe sollte sein, ihrer Familie in den alltäglichen Situationen unter die Arme zu greifen. Es dauerte nicht lange bis wir an dem recht großen Haus ankamen und herzlichst von der Familie begrüßt wurden. Dann wurden wir in ein hübsch rosa gestrichenes Zimmer geführt in dem ein Sofa, ein Schrank und ein riesiges Bett stand. In dem Bett, kaum zu erkennen, lag eine junge Frau und wir alle umringten sie. 
Nachdem wir uns auf Suaheli vorgestellt haben erzählte sie uns ihre Geschichte. Sie ist 22 Jahre alt und verheiratet. Sie war mit ihrem Vater im Auto unterwegs und dann hat eine Kuh ihren Weg gekreuzt, es gab einen Zusammenstoß und das Auto überschlug sich. Seit dem ist sie ab der Hüfte abwärts gelähmt und ihre Hände auch zum Teil. Aber bald beginnt sie eine Therapie, damit es ihr wieder besser geht. 
Nach dieser ergreifenden Geschichte haben wir alle für die junge Frau “Mahali ni pazuri” gesungen und gebetet. Nun war es Zeit der Familie zu helfen. Schnell bekamen wir sogenannte Kangas, bunte Tücher, die man sich als Rock, Kleid oder anderes binden kann. Kangas werden immer bei der Hausarbeit getragen. 
Unsere erste Aufgabe war Wasser zu holen. Dank der modernen Technik ist eine Pumpe im Haushalt vorhanden, die aus viel zu tiefen Brunnen, das Wasser ans Tageslicht befördert. Somit war es meine Aufgabe darauf zu achten, dass das Wasser schön im Tank landet und nicht in der Weltgeschichte. Der Druck, den die Pumpe aufgebaut hat, war wirklich stark und ich hatte anfangs ein paar Probleme den Schlauch zu halten. Lisa durfte in der Zeit, zusammen mit Leah, ihrer Gastschwester, den Hof fegen. Was sich als etwas kompliziert rausstellte, wenn dieser Hof sandig ist und man nicht weiß, was man wegfegen soll. Zwischendurch bekommen wir orangene Früchte in die Hand gedrückt zum probieren. Sie heißen Quitschi oder so ähnlich und sind wie kleine Kokosnüsse. Man ist sie in dem man das Fruchtfleisch mit den Zähnen vom Kern (der fast so groß wie die Frucht ist) abschält. Man kaut so lange auf dem Fleisch herum, bis es nach nichts mehr schmeckt und spuckt es aus. Schnell waren unsere Finger und der Mund ganz orange, denn man kann aus ihr auch Öl gewinnen. 
Als nächstes wird uns Zuckerrohr gezeigt. Diese sollen wir waschen und nach dem Trocknen lernen wir sie zu pellen. In der Zwischenzeit dürfen wir spülen. Unsere Gastschwestern Noreen und Leah helfen und zeigen uns wie es geht. Erst wird gut geschrubbt, mit Waschpulver und für hartnäckige Verschmutzung wird Sand als Scheuermittel eingesetzt. Dann wird es mit klarem Wasser abgespült, um dann nochmals in einem anderen Eimer mit klarem Wasser gereinigt zu werden. “Alles muss zwei mal mit sauberem Wasser abgespült werden, damit es richtig sauber wird.” erklärt uns Noreen. Zum Schluss wird ein bisschen Tetris gespielt, um alles der Größe nach in eine Wanne zu stapeln und ins Haus zu tragen. 
Der Zuckerrohr ist getrocknet und die Einheimischen zeigen uns, wie man die Schale vom leckeren Inneren abbekommt. Im Wohnzimmer wartet auch schon die junge Frau im Rollstuhl sitzend auf uns, um uns Gesellschaft zu leisten. Beim Zuckerrohr pellen zeigt sich wer gute Zähne hat. Einmal kräftig in die Schale beißen, sie ein bisschen anheben und dann ordentlich zupacken und sie abziehen (ja alles mit den Zähnen). Als wir die ersten Stücke von ihrer Schale befreit haben dürfen wir auch probieren. Dazu wird der Stamm geviertelt und man nimmt sich ein Viertel, beißt ein Stück ab und kaut solange darauf herum, bis es nicht mehr süß schmeckt. Den Rest spuckt man, mal wieder, einfach auf den Boden. Natürlich wurde noch etwas mehr Zuckerrohr geschält, für den Rest der Gruppe, dieses Mal aber mit einem Messer und von einem Einheimischen, sonst hätten wir eventuell ein paar Finger weniger gehabt. Zum Abschluss haben wir wieder “Mahali ni pazuri” angestimmt (und ich sage euch, egal wer mit ein stimmt, es klingt immer wunderschön und auf Anhieb mehrstimmig) und ein weiteres Gebet gab es natürlich auch noch. Wir verabschiedeten und bedankten uns bei der Familie und traten unseren Rückweg zur Kirche in Chamazi an. In einem Land wie Tansania ein solches Schicksal zu erleiden ist nicht einfach zu verkraften. Für genau solche Fälle gibt es Chamazi, denn dort wird man nach allen Regeln der Kunst unterstützt.


Leider wurden keine Fotos gemacht.

Verfasst von Jessica

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