Kirche in Tansania - Eine ganz neue Erfahrung - 11.07.18

Ganz spontan haben meine Gastschwester und ich uns entschlossen heute Abend zum
“Worship” Gottesdienst zu gehen, also ein Gottesdienst der ganz im Namen von Jesus und seiner Gnade und Liebe steht.

Der Gottesdienst startete um 17 Uhr, doch von dem ereignisreichen Tag brauchte ich erstmal ein Nickerchen. 
Um 18 Uhr bin ich erst wieder unter den Lebenden gewesen. Sobald dies Grace (meine Gastschwester) mitbekommen hatte, hatte ich absolut keine Zeit mich noch irgendwie umzuziehen oder sonst mich fertig zu machen, wir sind sofort los zur Kirche. Der Weg war nicht weit und den Gesang und das Jubeln konnte man schon früh hören. Egal ob zu spät oder nicht, alle sind herzlich willkommen am Gottesdienst teilzunehmen und sobald wir die Türschwelle übertreten haben, war Grace ganz in ihrem Element.

Ein Mann stand vorne und sang ein wunderschönes Lied (auch wenn ich nichts verstanden habe war die Melodie und der Klang der Worte sehr harmonisch) und die volle Kirche war am mitsingen.
Auch wenn es mir lieber gewesen wäre einen Platz irgendwo in der letzten Reihe zu ergattern, um alles in Ruhe auf mich wirken zu lassen und Beobachterin zu sein, folgte ich meiner Schwester nach ziemlich weit vorne. Man kann sich vielleicht vorstellen wie mir hunderte Augenpaare folgten, denn schließlich bin ich weiß, inmitten einer vollbesetzten Kirche, voller schwarzer Menschen (und ja, hier kann man ruhig die Hautfarbe als weiß oder schwarz bezeichnen, es macht ihnen nix aus, schließlich nennen sie und auch "mzungu", also Weiße).
Viel konnte ich nicht verstehen was gepredigt wurde, doch allein zu sehen und mitzuerleben, wie ein Mensch seine Zuhörer so von Jesus begeistern kann, ist unvorstellbar. Immer wieder wurde euphorisch “Halleluja” oder “Amen” von der Gemeinde gerufen. Doch als der “Prayer” das Mikrofon ergriff ging es erst richtig los. Zu einem Lied wurde erst ganz ruhig gebetet. Alle Gemeindemitglieder holten ein Heft heraus und fingen an zu schreiben. “Wir schreiben unser heutiges Wunder auf, für was wir Dankbar sind an diesem Tag und für was wir bitten“ erklärte mir Grace. Irgendwann haben wir alle gestanden und viele haben ihr Arme in die Luft gestreckt, um die Liebe Jesu zu empfangen. Ich habe mich als ruhige Beobachterin etwas fehl am Platz gefühlt. 
Das ist meine Gastschwester Grace 

Etwa eine halbe Stunde Predigte der “Prayer” voller Begeisterung und die Gemeinde jubelte immer mehr. Dann hatte ich das Gefühl auf einem Konzert gelandet zu sein. Die Menschen sind aufgesprungen jubelnd, kreischend und singend der Prayer schrie schon in sein Mikrofon und ich wette, selbst wenn ich fließend Suaheli sprechen würde, hätte ich nicht ein Wort von dem verstanden was aus den Lautsprechern kam. Aber das war der Gemeinde völlig egal, alle waren sie in ihrer eigenen Welt, am beten, zu Jesus und um seine Gnade. Es wurde immer lauter in der Kirche und ich fühlte mich immer weniger am rechten Fleck, denn so hatte ich Gottesdienst noch nie erlebt. Es war faszinierend und aufregend und ich habe mich für alle diese Menschen gefreut, das sie ihren Glauben so ausleben können wie sie möchten.

Dieses ganze Szenario zog sich in etwa 40 Minuten und urplötzlich wurde es still. Nur vereinzelt konnte man jemanden stehen sehen, alle anderen saßen auf den Bänken mit geneigten Köpfen ein paar waren sogar am weinen. Sie hatten ihre ganze Energie in dieses Gebet gelegt. Ich war überwältigt.
Nach einem weiteren Lied und der Kollektensammlung sprach der Pastor noch ein paar Worte und unter wunderschöner Musik und Gesang vom Chor konnten wir die Kirche verlassen.

Ich war noch völlig aufgewühlt von den vielen Eindrücken und wäre gerne noch etwas sitzen geblieben um der Musik zu lauschen, die zum Tanzen einlud, doch Grace hatte andere Pläne und so traten wir den Heimweg an (der sich echt zog, da viele mich, eine der weißen, eine der Deutschen, unbedingt willkommen heißen wollten).
Es war eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung die ich erleben durfte und ich habe viele neue Leute kennengelernt, darunter auch eine der Kirchenältesten und ihrer Enkelin. Die Menschen hier sind einfach super freundlich und nehmen dich mit offenen Armen auf. Sie wollen dich anstecken mit der Liebe die wir durch Jesus Christus erfahren. Und das schaffen sie auch.


Verfasst von Jessica

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