5. Maneromango - Der letzte Tag - 22.07.18

Wir sind Massenmörder!

Vorsicht vor unseren Chemiewaffen!

Aber um euch die Spannung nicht zu verderben fange ich mal ganz vorne an.

Um 7:30h klingelte der erste Wecker und ein paar halb komatöse deutsche Mädels quälen sich aus den Betten. Es heißt jetzt Rest vom Koffer packen und ein bisschen Hygiene betreiben, um hübsch für den Sonntagsgottesdienst zu sein.
Mit aufpolierten Trekking - Flip Flops und feiner Sonntagsrobe hieß es dann warten aufs Frühstück. Verrückterweise hätten wir gar nicht aufs Essen warten müssen, denn als wir um 8:30h zum Pastorhaus wandelten, wartete das Essen seit einer halben Stunde auf uns. 
Juhu, endlich mal direkt essen. Um 10h fing der Gottesdienst an und er war sehr ereignisreich. Neben einem Chorbattle zwischen 5 Chören gab es noch eine Taufe, eine Predigt über den verlorenen Sohn, viele Verabschiedungen inklusive Unserer und ganz vielen Worten, die wir nicht verstehen konnten. 
Dann wurde das tansanische Zeitkontinuum ein weiteres Mal außer Kraft gesetzt. Pünktlichst um 12h fuhr die Großraumlimousine vor, die uns, zusammen mit dem Keko Jugendchor, zurück in die “Zivilisation” bringen sollte. Um noch warmes Essen zu bekommen und zeitig in den Bus zu steigen, verließen wir den Gottesdienst schon um 12:30h (wobei er eigentlich nur bis 12h gehen sollte). 
Neben uns sollte unser Gepäck auch heile nach Keko transportiert werden, dafür erklärte sich Dr. Thimothy bereit, es in seinem Privatwagen zu laden. Natürlich mussten wir unsere Koffer nicht den “weiten” Weg von ca 200 Metern schleppen. Mir wurde kurzer Hand der Schlüssel von Thimothys fahrbaren Untersatz in die Hand gedrückt, mit der Anweisung: “Fahr zu eurer Unterkunft, ladet eure Koffer in den Kofferraum und komm wieder mit dem Auto zurück.” Okay, gesagt, getan. Mutig schwang ich mich auf den Fahrersitz (der sich auf der rechten Seite befindet) und musste feststellen, dass ich in einem Automatikwagen saß. Zum Glück ging alles gut und unsere Koffer sind erfolgreich von einem Ort zum nächsten transportiert worden. 

Nach lecker Reis, Bohnen und warmen Kopfsalat übergaben Katharina und Ann-Sophie noch das Geschenk an die Sundayschool. (Die leider schon vorbei war und wir so dem Pastor den Ball und die Süßigkeiten überreichten.) Somit endete der Gottesdienst, außerhalb der Kirche, um 13:30h. 

Während wir schon brav im Bus saßen gab es für den Chor noch Mittagessen. Nicht nur wir Deutschen mögen Tetris, auch die tansanischen Einwohner (obwohl sie das Spiel nicht kennen). So wurde die Meute fröhlich in den Bus gestapelt und mit ca 2 Stunden Verspätung, also um 14h, ging es dann wieder zurück in Richtung Internet und Erreichbarkeit für die daheim gebliebenen.

Über sandige, rote Pisten bahnten wir uns den Weg zurück und nach etwa 1,5 Stunden Fahrt erreichten wir endlich asphaltierte Straßen. Doch lange ungestört blieb unsere Fahrt nicht. Mitten auf der Straße standen plötzlich zwei Polizisten und eine Frau zog uns aus dem Verkehr. Warum genau wissen wir nicht und werden es wohl auch nie erfahren. Aber nachdem unser Kutscher seine Fahrerlaubnis und anderes Papierzeugs vorgezeigt hat und die gute Frau noch die bunten Sticker an der Beifahrertür betrachtet hat, gab sie sich zufrieden und wir konnten unseren Weg fortsetzen. 

Dauer der Fahrt? Na 2-8 Stunden, wie schon auf dem Hinweg. 

Ich möchte aber doch hervorheben, das wir nicht mediensüchtig sind! Doch so gut wie alle wollten Kontakt zu Freunden und Familie in Deutschland haben. Was mit der Auskunft “nur Notrufe” absolut nicht möglich war. Außerdem konnten wir dann endlich den Blog wieder mit Lesestoff füttern. 

Um 17h erreichten wir endlich die Kirche in Keko und es war an der Zeit unser eigenes Fahrwerk, namens Beine, auszufahren. Eine Wohltat nach 3 Stunden eingepfercht in einem kleinen Dala Dala ohne Freiheit für die Beine. 
Jetzt ging es dank Chauffeur Timothy wieder zurück in unsere Gastfamilien um Schlaf nachzuholen und Kraft für den morgigen Tag zu tanken. 

Ach, bevor ich es vergesse, nochmal zurück zum Anfang des Tages. Unser Zimmer, in dem wir in Maneromango gewohnt haben, musste vom Dreck der letzten Tage beseitigt werden und da sahen wir das Ausmaß, was unsere Chemiewaffen angerichtet haben. Unter unseren Betten und in den Ecken des Zimmers befanden sich Massen von toten Körpern. Geschockt von unseren Taten, sammelten wir sie behutsam auf und betteten sie zur letzten Ruhe. Netterweise haben die Bewohner Maneromangos schon ein Grab ausgehoben, was groß genug war.
Aus Respekt den Familien und Angehörigen gegenüber haben wir keine Fotos gemacht. Und noch bevor wir des Massenmordes an Millionen (wenn ich sage Millionen, dann meine ich eher Milliarden) von unschuldigen Ameisen angeklagt wurden, packten wir unsere 7 Sachen und flüchteten. 
Wir fühlen uns wirklich schuldig, denn schließlich wollten die Ameisen nur mit uns in unseren Betten schlafen und in unseren Taschen die Welt bereisen.


[ Bilder werden später ergänzt ]

Geschrieben von Jessica

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