1. Maneromango - Leben auf dem Land - 18.07.18
Heute startete unser Trip nach Maneromango, das erste Dorf in dem die Missionare den christlichen Glauben verbreitet haben.
Geschrieben von Ann-Sophie
Um 8:30 Uhr hieß es Treffen und Abreisen, um nicht in den Stau zu kommen... Aber wie ihr euch sicher denken könnt - das wurde nichts: um 10:10 Uhr kamen wir erst los. Auf die anfängliche Frage, wie lange die Fahrt denn so dauert, erhielten wir folgende Antwort: 2-8 Stunden. Nach zwei Stunden Fahrt in unserem Bus - in dem tatsächlich mal für jeden ein Platz frei war und sogar noch weitere Plätze über waren - erhielten wir folgende Auskunft: nach wie vor 2-8 Stunden.
Um 12:30 Uhr hieß es dann Mittagessen im Bus: Chipsi (Pommes). Eine halbe Stunde standen wir dafür mit laufendem Motor irgendwo im Nirgendwo um auf die Zubereitung der Chipsi zu warten. Nachdem der Magen bereits auf halb Acht hing, gab es endlich was zu Essen. Neben den Pommes, waren auch der Ketchup und das Salz in Alufolie eingepackt - es soll uns ja an nichts mangeln... Und eins muss man dem Verkäufer lassen - Alufolienstreuer und -ketchupflaschen sind ziemlich kreativ!
Irgendwann verschwand nicht nur die befestigte Straße, sondern auch jegliches Anzeichen einer Zivilisation und es hieß: Turban auf den Kopf, denn der Sand draußen ist rot und unsere Haare werden dreckig. Die Frage wie das bei geschlossenem Fenster passieren soll, sparten wir uns.
Kurz vor 15 Uhr kamen wir, nach fast 5 Stunden Busfahrt, in Maneromango an und es hieß, alle aufwachen und schnell raus, denn draußen wartete der Mchungaji (Pastor). Was folgte war das obligatorische - aber diesmal sehr lange - Unterschreiben.
Mit Blick aus dem Fenster fiel uns auf, dass der Bus nicht mehr zu sehen war. Kurze Zeit später fuhr er ziemlich schnell leer an uns vorbei... Hoffentlich haben unsere Hosts auch wirklich alles aus dem Bus rausgeräumt!
Nachdem unsere Sorgen nicht bestätigt wurden und eine weitere Unterschriftensammlung gefüllt wurde, ging es zum Essen. Auf dem Weg mussten wir feststellen, dass wir die Zeit in Maneromango ohne die modernen Medien zurecht kommen müssen, da wir trotz tansanischer SIM Card überhaupt gar kein Internet und häufig auch kein Netz haben. Mit Blick in die Umgebung und die Eindrücke der holprigen Busfahrt hinzuzählend, mussten wir feststellen, dass wir uns tatsächlich im tiefsten Busch befanden.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft, welche sich auf dem Missionargelände befindet, hieß es erstmal Wasser aus dem Brunnen schöpfen, damit wir Klo- und "Dusch"wasser haben. Bei näherer Betrachtung des Wassers stellten wir fest, dass es nicht nur trüb, sondern auch lebendig ist. Es wuselten sich einige Würmer und Mückenlarven auf dem Grund des Eimers. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns mit dem Wasser zu waschen, was jedoch laut Tansanier für unsere Wäsche zu dreckig sei. Uns dürfen wir mit dem Wasser waschen aber für die Kleidung ist es zu schmutzig? Das sagt viel über die Wasserqualität ...
Unsere Unterkunft bestand aus 6 Hochbetten für 13 Personen. Ja, ein Bett zu wenig, aber da die Tansanier nachts bei über 20 Grad frieren, wurden nicht mal alle genutzt, denn kuscheln hält schließlich warm. Ein Bett wurde sogar als Kofferablage genutzt.
Komplizert wurde es bei der Bettverteilung: alle Deutschen wollten unten schlafen, damit die Moskitonetze auch montiert werden können, und zu dem schmutzigen Wasser nicht auch noch zerstochene Gliedmaßen hinzukommen, aber kein Tansanier wollte an der Tür schlafen. Warum? Nah an unserer Unterkunft befindet sich ein Friedhof und es bestand die "hohe" Wahrscheinlichkeit, dass die Geister uns Nachts heimsuchen werden. Zur Verteidigung dieses Aberglaubens: der Pastor erzählte ihnen nach der Ankunft, dass hier Geister seien.
Doch bevor wir endlich unsere Betten beziehen konnten und der Boden geputzt werden konnte, musste noch ordentlich gebetet werden. Ja, es gibt nicht nur Geister auf dem Friedhof, sondern auch schlechte Geister in unserem Zimmer, man weiß ja nie wer vorher in den Betten geschlafen hat. Hinzukommt noch, dass wir bereits auf unseren Betten saßen... Von einem Exorzismus konnten wir sie jedoch abhalten und es konnte endlich durch das Zimmer geputzt und die Betten bezogen werden. Eine Tansanierin ließ sich jedoch nie ganz davon überzeugen, dass wir nicht doch besessen seien.
Vor dem Abendessen gingen Einzelne auf Erkundungstour und andere schliefen selig nach der Fahrt. Doch der Schlaf sollte nicht lange selig bleiben denn wir hatten Mitbewohner...
Tausende kleine Mitbewohner...
Eine ganze Belagerung!
Die hiesigen Ameisen schienen sich sehr wohl zu fühlen und zwar nicht nur vor unserer Tür, sondern auch in unserem Zimmer, auf und unter den Betten und besonders auf Jessica's Bett. Also alle schnell raus und die Giftkeule an.
Nach dem Abendessen waren alle Ameisen tot, aber ob schlafen hier so gesund ist?
Mittlerweile war es halb Zehn und alle lagen müde im Bett. Naja, alle stimmt nicht ganz, schließlich war da noch das Problem mit den Geistern. Dreimal wurde daher laut und lang um Schutz gebetet - sicher ist sicher. Nach dem Gebetsmarathon baten wir sie, doch bitte das Licht aus zu machen, welches jedoch aus Angst nach kurzer Zeit wieder anging. Nach nochmaliger Bitte wurde es endgültig ausgemacht, doch blieb es nicht lange dunkel - Taschenlampen wurden gezückt. Die Müdigkeit der Deutschen stieg zusammen mit der Frustration. Auf Suaheli wurde laut weiter gequatscht und krach gemacht. So hält man etwaige Geister und den Schlaf auch fern...
Nach langem Krach folgte endlich Ruhe, doch die hielt nicht lange an. Neben den nächtlichen kühlen Temperaturen (Maneromango liegt höher und es kühlt sich nachts stark runter), meinte der Pastor um 4:30 Uhr mit den Tansanierinnen diskutieren und lautstark Handynummern austauschen zu müssen. Apropos Handys - die werden bei den Einheimischen anscheinend nicht auf lautlos geschweige denn Vibration gestellt. Doch es sollte noch besser kommen: Da wir Nachts nicht alleine zur Toilette gehen durften, musste man immer jemanden als Begleitung wecken. Das geht leise und rücksichtsvoll oder man macht eben eine rücksichtslose Massen-Pilgerreise daraus, denn je mehr Leute und je lauter die Gruppe, desto geringer die Wahrscheinlichkeit untoter Verfolger.
Nachdem die Nacht zum Tag gemacht wurde, konnte der Tag nur besser werden.
Geschrieben von Ann-Sophie
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